Hyperhidrose Behandlung
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Wer an krankhaft übermäßigem Schwitzen leidet, hat häufig die Erfahrung gemacht, dass Hausmittel und herkömmliches Deo zur Behandlung einer primären Hyperhidrose keine Wirkung zeigen. In der Regel ist eine ärztlich verordnete Therapie nötig, um die vermehrte Schweißproduktion zu normalisieren.
Doch wie kann man primäre Hyperhidrose behandeln? Ärzten stehen hierfür verschiedene Therapieoptionen zur Verfügung. In diesem Artikel erhältst du Informationen, welche das sein können und was bei der Wahl der Behandlung zu beachten ist. Darüber hinaus erhältst du einige Tipps, was du selbst neben der Therapie gegen das übermäßige Schwitzen unternehmen kannst.
Welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es?
Für die Behandlung von primärer Hyperhidrose gibt es verschiedene ärztliche Therapieoptionen – von lokal und äußerlich anwendbaren Medikamenten bis hin zu Operationen. In der folgenden Übersicht kannst du dir einen Überblick über die jeweiligen Behandlungsansätze verschaffen.
Lass dich von deinem Arzt über die verschiedenen Therapien sowie Risiken und Nebenwirkungen informieren, damit ihr gemeinsam eine geeignete Behandlung für dich finden könnt!
Hinweis: Die Reihenfolge der Therapieansätze erfolgt chronologisch als Zeitstrahl nach Jahreszahl.
2022
Creme mit anticholinergem Wirkstoff
Anticholinerge Wirkstoffe können den Effekt des Botenstoffs Acetylcholin zeitweise hemmen. Dieser körpereigene Neurotransmitter leitet den Impuls des Nervs an die Schweißdrüse weiter und führt zur Schweißproduktion. Eine Creme gegen starkes übermäßiges Schwitzen, die lokal und äußerlich auf der Haut (topisch) angewandt wird, kann den Nervenreiz unterbrechen. So werden die Drüsen gar nicht erst aktiv und in der Folge normalisiert sich die Schweißabsonderung.
Anwendungsgebiet: Achseln
Hinweis: Durch die lokale Anwendung in Form einer Creme sind die Nebenwirkungen der Anticholinergika, wie z. B. Mundtrockenheit oder verschwommenes Sehen, geringer als bei der Anwendung von Tabletten mit Anticholinergika.
2015
Tabletten mit anticholinergem Wirkstoff
Neben der topischen Form gibt es systemische Anticholinergika. Es gibt sie in der Regel als Tabletten, die oral eingenommen werden und im gesamten Körper wirken.
Vorrangige Anwendungsgebiete: gesamter Körper
Hinweis: Das Medikament verteilt sich im gesamten Organismus und hemmt die Übertragung von Nervensignalen in verschiedenen Organen. So kann es zu Mundtrockenheit oder verschwommenen Sehen kommen.
2014
Wärmetherapie
Die Wärmetherapien, auch Thermolyse genannt, gehören zu den physikalischen Therapien. Durch den Einsatz von Hitze wird Gewebe verödet und die Schweißdrüsen dauerhaft zerstört. Es können verschiedene Behandlungsformen eingesetzt werden:
- Radiofrequenztherapie
- Mikrowellentherapie
- Ultraschalltherapie
Vorrangige Anwendungsgebiete: Achseln
Hinweis: Diese Methoden „zerstören“ die Schweißdrüsen. Hierbei kann es zu Schädigungen im umgebenden Gewebe kommen.
2003
Injektion von neurotoxischem Wirkstoff
Bei der Behandlung wird ein neurotoxischer Wirkstoff stark verdünnt in 15-20 Injektionspunkten unter die Achseln gespritzt. Dort bindet er nicht umkehrbar (irreversibel) an die Nerven, die normalerweise den Botenstoff Acetylcholin freisetzen. Die Freisetzung von Acetylcholin wird gehemmt, wodurch der Nervenimpuls zur Schweißbildung unterbrochen wird. Die schweißmindernde Wirkung hält meist einige Monate an, bis von der Nervenzelle neue Kontaktstellen (Synapsen) gebildet werden. Diese können den Botenstoff Acetylcholin zur Schweißbildung wie zuvor bilden und freisetzen.
Vorrangige Anwendungsgebiete: Achseln
Hinweis: Wie lange die schweißmindernde Wirkung anhält kann von Patient zu Patient unterschiedlich sein. Die Injektionen an sich werden von den Patienten häufig als schmerzhaft empfunden.
1990er-Jahre
Sympathektomie
Der Nervenreiz zur Schweißbildung geht vom sympathischen Nervensystem aus. Durch die Blockierung von bestimmten Nervenknoten im sympathischen Grenzstrang kann die Reizübertragung unterbrochen werden. Mit einem chirurgischen Eingriff können verschiedene Nervenknoten entweder abgeklemmt oder durchtrennt werden:
Endoskopisch thorakale Sympathektomie: kurz ETS; Endoskopische Operation über die Brusthöhle
Vorrangige Anwendungsgebiete: Hände, Achseln, Kopf
Endoskopisch lumbale Sympathektomie: kurz ELS; Endoskopische Operation im Lendenbereich
Vorrangige Anwendungsgebiete: Füße
Hinweis: Die Methode muss von sehr erfahrenen Ärzten durchgeführt werden. Im Nachgang kann es zum kompensatorischen Schwitzen kommen.
1987
Schweißdrüsenabsaugung
Bei der Schweißdrüsenabsaugung, auch Saugkürettage genannt, werden die Schweißdrüsen lokal minimalinvasiv entfernt. Durch kleine Hauteinschnitte gelangt der Chirurg unter die Haut, um dort Fettgewebe abzusaugen und das Drüsengewebe auszuschaben. Bei der Laser-assistierten Saugkürettage wird die Methode noch durch zusätzliche thermische Reize unterstützt.
Vorrangige Anwendungsgebiete: Achseln
Hinweis: Bei operativen Eingriffen kann es im Nachgang zu Wundheilungsstörungen kommen.
1968
Leitungswasser-Iontophorese
Bei der Leitungswasser-Iontophorese handelt es sich um eine Therapie mit leichtem Gleichstrom, die die Schweißneigung lokal reduziert. Der genaue Wirkmechanismus ist bis heute noch nicht vollständig geklärt. Die Iontophorese wird vorrangig in Form von Bädern für die Behandlung der palmaren und plantaren Hyperhidrose eingesetzt. Für die axilläre Hyperhidrose werden Schwämmchen eingesetzt. Bei der axillären Hyperhidrose wird diese Therapieform jedoch eher selten eingesetzt. Für die regelmäßige Durchführung der Iontophorese werden spezielle Medizingeräte verwendet Die Therapie kann sowohl ambulant in einer Praxis als auch nach einer Eingewöhnungsphase zu Hause durchgeführt werden.
Vorranginge Anwendungsgebiete: Hände, Füße
Hinweis: Die Iontophorese erfordert, insbesondere zu Beginn der Therapie, eine mehrfach wöchentliche Anwendung. Jede Anwendung dauert in der Regel 20 Minuten. Im Verlauf der Therapie kann die Anwendungshäufigkeit ggf. reduziert werden.
1963
Schweißdrüsenentfernung
Die operative Schweißdrüsenentfernung oder radikale Exzision wird heute nur noch sehr selten durchgeführt. Bei dieser Methode werden ganze Hautareale, in denen unter anderem die Schweißdrüsen sitzen, chirurgisch entfernt. Dadurch können Wundflächen mit entsprechender Narbenbildung zurückbleiben.
Vorrangige Anwendungsgebiete: Achseln
_Hinweis:_Bei operativen Eingriffen kann es im Nachgang zu Wundheilungsstörungen kommen.
1903
Antitranspirante
Antitranspirante sind Präparate, die lokal und äußerlich aufgetragen werden. Die enthaltenen Wirkstoffe – meist Aluminiumsalze – verbinden sich mit Bestandteilen der Haut und verschließen zeitweise die Ausführungsgänge der Schweißdrüsen. Dadurch kann weniger Schweiß an die Hautoberfläche gelangen. Die Wirkstoffkonzentration kann sich dabei von Präparat zu Präparat unterscheiden: während ein medizinisches Antitranspirant 10–20 % des Wirkstoffs enthält, beinhalten die freiverkäuflichen Produkte aus den Drogerien meist unter 10 % Aluminiumchlorid.
Vorranginge Anwendungsgebiete: Achseln, seltener auch Hände, Füße oder Gesicht
Hinweis: Bei Produkten mit hohen Konzentrationen an Aluminiumsalzen (10–20 %) kann es zu Reizungen der Haut kommen.
Wonach richtet sich die Behandlung?
Eine passende Therapie der primären Hyperhidrose orientiert sich vor allem an 3 Dingen:
Nicht jede Behandlungsform ist für jede Körperstelle gleichermaßen geeignet. Ob Achseln, Hände, Füße, Kopf oder der gesamte Körper übermäßig stark schwitzen ist daher für den Arzt entscheidend für das Angebot der verschiedenen Therapien.
Bei der primären Hyperhidrose kann das krankhaft übermäßige Schwitzen in 3 Schweregrade eingeteilt. Je nachdem ob eine leichte, mäßig starke oder starke Hyperhidrose vorliegt, kann der behandelnde Arzt mit verschiedenen Behandlungsformen beginnen.
Bei der primären Hyperhidrose wird in der Regel eine sogenannte Stufentherapie empfohlen. Dabei beginnt der Arzt üblicherweise mit der Verordnung einer Therapieform, die lokal und äußerlich angewandt wird. Bei Unverträglichkeit oder einer nicht zufriedenstellenden Wirksamkeit wendet man sich einer anderen Behandlung zu.
Was ist kompensatorisches Schwitzen?
Bei kompensatorischem Schwitzen handelt es sich um ein Phänomen, bei dem sich die übermäßige Schweißproduktion nach einer Behandlung verlagert. Das heißt, das Schwitzen tritt an einer anderen Stelle des Körpers auf als der, die behandelt wurde. Vor allem bei operativen Behandlungen der Nerven kann dieses veränderte Schwitzverhalten als Effekt auftreten – zum Teil auch erst mehrere Jahre nach der eigentlichen Operation.
Was kann ich selbst gegen übermäßiges Schwitzen tun?
Zusätzlich zur ärztlichen Therapie bei Hyperhidrose können Patienten auch weitere Maßnahmen ergreifen, die sich positiv auf die Thermoregulation auswirken können. Dazu gehören:
- Das Tragen luftiger Kleidung
- Der Verzicht auf schweißtreibende Lebensmittel und Getränke, wie Kaffee und Alkohol
- Wechselwarme Duschen, regemäßiger Besuch von Sauna oder Hamam
Wenn bei den Betroffenen auch emotionale Trigger das übermäßige Schwitzen auslösen, können Entspannungsübungen helfen, mit diesen Stresssituationen besser umzugehen. Yoga, Meditation, Achtsamkeit, Tai-Chi, Autogenes Training oder Autoreflektion sind nur einige Beispiele für Entspannungstechniken, die bei der Stressbewältigung helfen können.
Ob und welche Maßnahmen im Selbst-Management von Hyperhidrose helfen, ist natürlich individuell sehr verschieden.