Hyperhidrose Symptome
Wann Schwitzen normal, zu viel oder sogar krankhaft ist, ist gar nicht so leicht zu beantworten. Einerseits schützt uns die Schweißproduktion vor Überhitzung. Andererseits können übermäßige und unkontrollierbare Schweißausbrüche eine Belastung im Alltag darstellen. In diesem Artikel erfährst du, welche Symptome typischerweise bei einer primären Hyperhidrose auftreten können.
Schweißmenge
Hyperhidrose wird einfach übersetzt als übermäßiges Schwitzen. Die Krankheit selber wird jedoch nicht nur durch die Schweißmenge definiert, die ein Betroffener abgibt. Das mag zunächst seltsam klingen, hat aber einen Grund: Selbst gesunde Menschen schwitzen eigentlich ständig.
Auch in vollkommener Ruhe sondert der menschliche Körper einen halben Liter Schweiß ab – und das täglich. Kommen Anstrengung oder Hitze dazu, können es schnell mehrere Liter Schweiß pro Tag werden. Und das ist auch gut so, denn durch die Schweißproduktion ist unser Körper in der Lage, seinen Wärmehaushalt zu regulieren. Gäbe es diese Funktion nicht, könnten wir Menschen innerhalb von kürzester Zeit überhitzen.
Gesteuert wird das Schwitzen vom sympathischen Nervensystem und dem Botenstoff Acetylcholin. Bei einer Hyperhidrose ist das Nervensystem fehlreguliert und führt dazu, dass die Nervenendigungen Acetylcholin auch in Situationen auszuschütten, in denen Schweiß zur Kühlung gar nicht benötigt wird.
Bei der Hyperhidrose führt eine Fehlfunktion des Nervensystems zu verstärktem Schwitzen für das die folgenden Symptome typisch sein können.
Einschränkung der Lebensqualität
Zusätzlich zur Schweißabsonderung ist ausschlaggebend, inwiefern und wie häufig das übermäßige Schwitzen den Alltag beeinflusst oder belastet. Die Weltgesundheitsorganisation WHO beschreibt Gesundheit als einen Zustand des vollständigen körperlichen, geistigen und sozialen Wohlbefindens. In Anlehnung daran liegt ein Krankheitswert vor, wenn dieses Wohlbefinden eingeschränkt ist.
Die Einschränkungen können dabei sehr individuell sein und einmal pro Woche bis mehrmals am Tag wahrgenommen werden. Beispiele für eine Beeinflussung der Lebensqualität durch das starke Schwitzen sind:
- Anpassungen im Verhalten: zum Beispiel, wenn Betroffene nur noch spezielle Kleidung oder Schuhe tragen, mehrmals am Tag duschen, Wechselklamotten mit zur Arbeit, in die Uni oder Schule bringen, oder immer ein Handtuch in der Tasche parat haben
- Vermeidungsstrategien: beispielsweise, wenn Betroffene vermeiden, anderen Leuten die Hand zu schütteln oder den Kontakt zu anderen Menschen generell weitestgehend vermeiden
- Emotionale Belastung: zum Beispiel, wenn Betroffene sich gedanklich schon morgens direkt nach dem Aufwachen oder noch abends vor dem Einschlafen mit ihrem Schwitzverhalten befassen
Merke: Ein wichtiges Anzeichen für Hyperhidrose liegt vor, wenn das alltägliche Denken und Handeln von dem übermäßigen Schwitzen bestimmt wird!
Familiäre Vorbelastung
Ein wichtiger Faktor bei der primären Hyperhidrose ist, dass die regulatorische Dysfunktion vererbt werden kann. Wissenschaftler gehen davon aus, dass die Erkrankung in mehr als der Hälfte der Fälle genetisch bedingt ist.
Sprich, die Hyperhidrose kann von den Eltern oder sogar generationsübergreifend von den Großeltern vererbt werden. Mediziner sprechen dann von einer positiven Familienanamnese. Bei der sekundären Hyperhidrose spielt Genetik hingegen keine Rolle.
Merke: Frag bei deinen Verwandten nach, ob auch andere Familienmitglieder übermäßig stark schwitzen!
Beginn in der Pubertät
Bei der primären Hyperhidrose handelt es sich um eine angeborene Krankheit. Das übermäßige Schwitzen zeigt sich jedoch nicht direkt nach der Geburt. Meist tritt es erst im späten Kindesalter oder der Pubertät zum ersten Mal auf. Der Grund für die Erkrankung liegt nicht in der Lebensweise oder im Verhalten des Betroffenen.
In dieser Phase ist es aber auch besonders knifflig die Krankheit zu diagnostizieren. Da in der Pubertät eine natürliche hormonelle Umstellung stattfindet, wird das starke Schwitzen häufig als eine Begleiterscheinung abgetan. Viele Betroffene vertrauen sich erst einem Arzt an, wenn die unkontrollierten Schweißausbrüche auch mit zunehmendem Alter bestehen bleiben.
Merke: Die primäre Hyperhidrose ist eine angeborene Krankheit, die häufig erstmalig vor dem 25. Lebensjahr in Erscheinung tritt!
Schwitzen ohne Auslöser
Ein häufiges Symptom für Hyperhidrose ist das Auftreten von Schweißausbrüchen ohne konkrete Auslöser. Starkes Schwitzen ohne Anstrengung oder nur bei geringer körperlicher Belastung sind für Betroffene eher die Regel als die Ausnahme. Auch in Ruhesituationen, bei angenehmen Temperaturen und einer niedrigen Luftfeuchtigkeit, können plötzliche Schweißausbrüche auftreten, die sich nicht kontrollieren lassen.
Doch auch in erwartbaren Situationen schwitzen Betroffene meist übermäßig stark. So können sich je nach Schweregrad der Hyperhidrose schon nach einem kleinen Spaziergang deutliche Schweißflecke auf dem T-Shirt abzeichnen. Viele Betroffene berichten zudem, dass sie beim Sport oder im Sommer schon nach kürzester Zeit komplett nassgeschwitzt sind.
Bestimmte Situation oder Reize können bei primärer Hyperhidrose übermäßig starkes Schwitzen auslösen.
Darüber hinaus gilt es für das krankhaft übermäßige Schwitzen als typisch, dass die Betroffenen meist nur tagsüber mit den heftigen Schweißausbrüchen zu kämpfen haben. Das extreme Schwitzen im Schlaf – sogenannter Nachtschweiß – tritt hingegen eher als Symptom einer Infektion oder anderen Grunderkrankung oder bei hormonellen Veränderungen auf.
Merke: Bei unkontrollierbaren Schweißausbrüchen ohne konkreten Auslöser kann es sich um eine echte Erkrankung handeln und keineswegs um mangelnde Selbstsicherheit!
Betroffene Körperstellen
Auch wo wir schwitzen gibt tendenziell einen Hinweis, welche Krankheitsform vorliegen könnte. Generell unterscheiden Mediziner zwischen der generalisierten und der fokalen Hyperhidrose:
Generalisiert steht für das übermäßige Schwitzen am gesamten Körper. Es ist besonders typisch für eine sekundäre Hyperhidrose, die durch eine Grunderkrankung, die Einnahme von Medikamenten oder hormonelle Veränderungen bedingt sein kann. In seltenen Fällen tritt es aber auch bei der primären Form auf.
Fokal bedeutet, dass das Schwitzen örtlich begrenzt auftritt. Bei krankhaft übermäßigem Schwitzen sind meist nur einzelne Körperstellen oder eine Kombination dieser Stellen (multifokal) betroffen. Besonders häufig tritt das Schwitzen unter den Armen, an Händen, Füßen, Rumpf, Kopf, Stirn oder in der Leistengegend und im Intimbereich auf.
Die fokale Hyperhidrose kann darüber hinaus noch weiter differenziert werden. Folgende Begriffe sind dabei üblich:
- Axillär = die Achseln bzw. unter den Armen
- Palmar = die Hände
- Plantar = die Füße
- Kraniofazial = der Kopf, die Stirn, das Gesicht
- Trunkal = der Rumpf, Rücken oder Brust
- Inguinal = die Leistengegend, der Intimbereich
Für Mediziner ist unter anderem die Unterscheidung nach den betroffenen Körperstellen ausschlaggebend, um eine passende Behandlung der Hyperhidrose vorzuschlagen.
Merke: Nicht jede Therapie ist für jede Körperpartie gleichermaßen geeignet, weshalb die Lokalisation der stark schwitzenden Körperstellen maßgebend ist!
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